Hallo,
dieses Forum habe ich bereits 2017 für mich entdeckt als stille Mitleserin. Vielleicht geht es anderen genauso wie mir. Meine Krebsgeschichte begann im November 2016 mit der Diagnose Triple Negative. Es folgte die brusterhaltende OP, danach Chemo und Bestrahlung. Während dieser Zeit habe ich weiter gearbeitet mit meinem Gefühl, dass dieser Krebs nur persönliches Pech war. Auch meine ehrenamtliche Tätigkeit als Übungsleiterin habe ich weiterhin ausgeübt. Meine Mitmenschen haben mich über diese Zeit gebracht und stets mit dem von ihnen gut gemeinten Motivationsspruch "du schaffst das, du bis stark". ... Habe ich ja auch... Denn nach fast einem Jahr der Therapie hatte ich "mein Leben" wieder; glaubte ich wenigstens. Im Oktober 2019 kam dann für mich völlig überraschend die Diagnose Zweitkarzinom in der anderen Brust (Hormonrezeptor-negativer/HER2neu-positiver Tumor). Die darauffolgende Chemotherapie und die beidseitige Mastektomie hat mich, anders als bei der Chemo 2017, stark belastet inklusive Krankenhausaufenthalt. Auch jetzt höre ich die bekannten gutgemeinten Motivationssprüche. Aber, ich habe lange darüber nachgedacht, ich kann und will nicht immer stark sein. Denn dieses stark-sein-müssen und die damit verbundenen Erwartungen setzen mich unter Druck. Den halte ich aber nicht mehr aus. Das stark-sein-müssen begleitet mich mein ganzen Leben und ich möchte und brauche jetzt auch einmal die Chance sagen zu können, dass ich nicht mehr kann und meinem Körper und meiner Seele Erholung braucht.
Wenn ich hier die Beiträge lese und die Aussprüche "du schaffst das, du bist stark" denke ich immer, ja, das mag sein, aber es kostet Kraft und nein, ich darf auch mal nicht stark sein und mich fallenlassen. Was ich damit sagen will, für mich waren diese Aufforderungen an vielen Tagen eine Überforderung. Klar ist, dass ich glücklich durch mein Leben gehen möchte mit der Chance, auf meinen Körper zu hören, auch wenn das bedeutet, die Erwartungen der anderen nicht immer erfüllen zu können.
Zurzeit bin ich noch in der Antikörpertherapie und in psychologischer Betreuung.
Zum Jahresende möchte ich allen wünschen, dass all die persönlichen Wünsche in Erfüllung gehen.
Bis dann