Liebe SuDo,
wenn ich an deiner Stelle wäre, hätte ich auch Schuldgefühle. Denke ich dann konkret an meine Mutter, dann sehe ich ihren eigenen "Kopf". Von ihren Kindern lassen sich Eltern selten etwas sagen, und schon gar nicht wenn es um ihre Gesundheit geht. Da werden sie leicht eigenwillig.
Denke ich dann an mich, dann sah ich im Laufe des Jahres auch an mir Symptome, die mir aufgefallen sind und wo ich nicht reagiert habe. Ich habe mir alles so zurechtgebogen, dass ich am Ende immer als "gesund" heraus kam. Die Angst vor dem Krebs war riesengroß. Wer will schon so eine Krankheit haben? Eine Krankheit, bei der es um das Leben geht? Ich nicht, und ich kann mir gut vorstellen, dass du das auch nicht willst. Letztendlich war deine Mama nach einem langen Weg doch beim richtigen Arzt gewesen und konnte nun geholfen bekommen. Trotz der vielen Hindernisse konnte sie noch operiert werden. Wie es jetzt weiter geht, das weiß keiner. Man kann jetzt das Beste draus machen.
Dann habe ich noch eine andere Variante erlebt: Mein Mann hatte vor vielen Jahren Krebs gehabt. Aufgrund meiner Initiative wurde er entdeckt. Ich fühlte mich als jemand, der dran schuld war, dass mein Mann Krebs gehabt hat. So nahm ich durch ihn einen unausgesprochenen Vorwurf wahr. Und jetzt, da ich selbst in so einer Lage war, muss ich sagen, dass wenn er mich so zum Arzt gedrängt hätte, wie ich ihn damals, ohne mir Zeit zum Überlegen zu geben und zum Annehmen der Diagnose, dann hätte ich ihn zunächst als Feind angesehen. Als Feind, dass ich wachsam sein muss, dass er bloß nicht mehr mitbekommt wie es mir geht. Aus Angst ein Arzt könnte wieder Krebs feststellen.
Was ich gerade beim Schreiben festgestellt habe: egal wie rum du es nun anschaust: Jetzt machst du dir Vorwürfe nicht gehandelt zu haben und hättest du es getan, wer weiß wie es dir dann gehen würde bzw. wie sich das auf eure Beziehung ausgewirkt hätte.
Ich wünsche euch Alles Gute
Micha