liebe Wolke,
ich bin ganz bei dir, wenn ich lese was du schreibst. Dieses Forum bietet uns Raum und Ruhe, unsere Bedürfnisse mal herauszulassen. Manchmal sortiert sich dabei für mich schon das eine oder andere in eine Position, in der ich besser mit den Dingen umgehen kann. Und die Antworten, die mir Platz lassen für die Entwicklung, die jederzeit im Gange ist, helfen mir sehr.
Ein Bild dazu habe ich mir als Hilfe gemacht: Da stehe ich, und lerne, mein erschüttertes Leben neu zu organisieren. Ach ja, und annehmen wäre ja auch gut. Was zuerst. Ich sehe mich, wie ich früher erst geschafft habe, und dann war das annehmen gar nicht mehr Thema. Und dieses Verdrängen durch - Tätigkeit - hat mich so weit von mir selbst entfernt, dass ich mit der Erkrankung erstmals seit langer Zeit - nix mehr zu tun hatte- Keine Kraft- viele Termine, OP, Chemo, Strahlen usw. Keine Arbreit, Gesundwerden war das Ziel.
Als ich so mit meinen Terminen beschäftigt war, und Geduld übte, da kam ich wieder mehr zu dem was mich ausmacht. Ich habe geweint, wenn es dran war. Ich habe mich tierisch gefreut, wenn es passte. Und ich habe NEIN, aber DANKE gesagt, und darauf geachtet, dass ich mich nicht mehr lange und breit erklären musste.
Das dauert. So wie eine Blume nicht von heute auf morgen ihren Kelch öffnet, so werde auch ich nicht von heute auf morgen so sein, wie ich jetzt denke, es sei gut.
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Ja, und ich habe gezogen, weil ich glaubte das ist okay. ABER: jetzt lasse ich allen Dingen ihre Zeit. Und ganz besonders mir.
Und ein Erlebnis noch:
Ich war einkaufen und bekam die falsche Menge eingepackt. Als ich das bemerkte und darauf hinwies war es, als schaue ich in einen alten Spiegel: Die Verkäuferin hat sich entschuldigt, war bemüht, und wollte alles wieder rückgängig machen und neu anbieten. Da habe ich STOP gesagt. Ganz sanft.
Stop, jetzt überlege ich mal, was ich noch daraus machen kann.... ich nehme das Ganze, mir fällt schon was ein. Wir haben uns beide entspannt, und mir ging es auf einmal richtig gut.
Natürlich würde ich das nicht tun wenn mir einer zwei Waschmaschinen in das Auto laden würd.... aber ich habe seither viel mehr Spaß beim - ruhig werden.... achtsam mit mir sein... und dabei bin ich auch unweigerlich achtsam mit anderen.
Und noch eins habe ich gelernt: Ich kann meine Meinung haben, und auch behalten, wenn es im Moment so ist. Und jeder andere ebenso. Es ist Raum für alle da. Und ich kann meine Meinung ändern/ anpassen, ohne dass die Welt aufhört sich zu drehen. Manchmal wird uns genau dieses Gefühl vermittelt, ein Weltuntergang wenn ich meine Meinung ändere...
Und wer, so wie früher, will, dass ich seine/ihre Meinung übernehme und darauf besteht.... der passt nicht mehr zu mir. Ich brauche Raum für meine Entwicklung und das fühlt sich echt gut an.
Allen hier wünsche ich viel Freude bei jedem kleinen Schritt, den ihr tut.
Freut euch, euch selbst wieder zu begegnen, ihr seid alle wertvoll. Jede auf ihre Art.
ganz liebe Grüße von
phönix