Hallo ihr Lieben!
Einige von euch kennen meine Krebsgeschichte, sie ist auch sehr lang und will leider nicht enden! Ich habe wirklich immer so gelebt, wie man leben soll, um kein Krebs zu bekommen! Ich bin schlank, ernähre mich gesund, hab Sport gemacht, Yoga, bin ausgeglichen, geduldig und bis ich mich aufrege, dass dauert. Dann knallt es allerdings richtig! !!
Mich hat also Herr Krebs trotzdem besucht und ist ungefragt bei mir eingezogen. Von einem Tag auf den anderen hatte ich plötzlich diesen ungebetenen Untermieter der keine Miete zahlt! Er wohnt jetzt seit 2010 als Brustkrebs bei mir und 2013 ist dann noch ein Leiomyosarkom dazu gekommen. Der BK ist ein recht ruhiger Vertreter, er lebt irgendwo tief im Keller ernährt sich von Tamoxifen und lässt sich nicht blicken. DIes Leiomyosarkom ist dagegen ein etwas unangenehmer und sehr hartnäckiger Untermieter! Kommt regelmäßig hoch ins Penthouse und lungert bei mir rum. Dann beginnt mein Kampf mit ihm. Ich hab ihm eine Lungen OP verpasst, er mir dann im März 2015 eine Metastase in der Hüftpfanne, die ich mit Bestrahlung deaktiviert habe, im Mai 2015 neue Lungenmetastasen, die ich mit einer Doxorobicin Chemo beschossen habe, dann neuer Knoten in der linken Flanke, die wiederum mit OP entfernt wurde. Chemotherapie lief bis Oktober, danach ging es erstmal zur Reha, in der Hoffnung man macht mich dort bisschen mobiler, denn mittlerweile konnte ich nur noch mit Gehhilfen laufen, weil die Meta ganz schön an meiner Hüfte geknabbert hatte. Ab Januar 2016 bekam ich die Chemotablette Votrient. Lebensqualität ging etwas abwärts, denn sie hatte heftige Nebenwirkungen. Von 7 Tagen hatte ich 4 Tage Durchfall so dass ich kaum vom Klo kam, Bluthochdruck mit Herzrasen, Schilddrüse spielte verrückt und meine Haare wurden binnen 4 Wochen weiß und ich sah nicht nur 10 Jahre älter aus, ich fühlte mich auch so. Aber Herr Krebs ist in seinem Kellerloch bei Frau Brustkrebs gebliebenbis Januar 2017, da kam er wieder langsam in mein Penthouse gekrappelt und verpasste mir eine Metastase im Kreuzbein und ließ meine kleinen Lungenmetastasen wieder wachsen, besonders eine hatte sehr viel Energie. Also ging es wieder in den Ring! Eine neue Chemo mit ifosfamid sollte Herrn Krebs wieder in den Keller jagen. Das ich diese Mietnomade nie wieder los werde, war mir bewusst und wenn er unten im Keller bleibt und die Klappe hält, kann ich mit ihm leben. Leider ist dieses Leiomyosarkom sehr stark und gegen die meisten Chemotherapien resistent. Das zeigte sich nach 3 Monaten mit ifosfamid. Lungenmetastase breitete sich bis zum Zwerchfell aus, es gab Nachwuchs im Lendenwirbel und in der Schulterkugel. Jetzt war ich wieder dran! Gegen die Lungenmetastase legte ich nun ein richtig großes Geschützt an, sie wurde mit der Cyberknife Bestrahlung drei Tage jeweils fast 1 1/2 Stunden gegrillt, mit großem Erfolg, sie ist etwas geschrumpft und schlummert vor sich hin. Gleich danach kam die Schulter dran. 15 Bestrahlungen und zusätzlich alle 14 Tage wieder Chemo mit cylix, ein Abklatsch vom Doxorobicin. Ich stellte meine Ernährung um auf basisch, es gab nichts mehr an Fertigprodukten, Zucker wurde stark reduziert, Marmelade, Müsliriegel, Smoothie, alles wurde nur noch aus frischen Zutaten selbst gemacht. Als Ergänzung Vitamin D und Selen, wenn die Blutwerte einen Mangel zeigten. Nach der Chemo gönne ich mir immer ganz viel Ruhe und schlafe viel und nach 3 Tagen bin ich wieder so fit, dass ich zu meinem Rehasport gehen kann. Meine Mobilität ist weiterhin sehr eingeschränkt, aber ich bin erfinderisch. Habe mir einen kleinen Elektro scooter Rolle mit sitz zugelegt, mit dem ich, bei Spaziergängen mit unserem Hund, langsam neben meinem Mann,
rollern kann. Durch meine Schwerbehinderung von mittlerweile 100% und G, habe ich die Möglichkeit mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos zu fahren. Kann ich mal nicht mehr laufen, fahr ich eben 1 Station mit dem Bus. Ich bin früher selbst gerne mit meinem Cabrio gefahren und habe immer gedacht, wenn ich das nicht mehr kann wäre schlimm! Nö,ist es nicht, ich vermisse es überhaupt nicht. Das fahren in unserer Stadt ist sowas von nervig, überall Baustellen und Verrückte auf den Straßen, das brauche ich nicht mehr! Trotz allem kann ich sagen: "es geht mir gut!" Ich lebe!! Es ist ein anderes Leben geworden als früher, aber kein Schlechteres. Es gibt bei allen negativen Dingen auch etwas Positives. Manchmal dauert es eine Weile bis man es entdeckt . Man muss dafür mal die Sichtweise ändern, dann kommt sie zum Vorschein. Man lernt Hilfe anzunehmen, man lernt auch mal NEIN zu sagen, man fängt an auch mal nur an sich zu denken ohne schlechtes Gewissen, man sieht alles viel bewusster,man wird sensibler, man bekommt Liebe von Menschen wo man es nie erwartet hätte und man erkennt, dass ein guter Freund gar keiner ist. Ich kann allen Neubetroffenen auch nur den Rat geben, macht euch nicht verrückt! Warten auf Befunde, ist doof, aber das Ergebnis könnt ihr nicht ändern, wenn ihr ständig das Kopfkino einschaltet, euch verkriecht und das Selbstmitleid die Oberhalb gewinnt. Es kommt meistens eh immer anders als man denkt. Überbrückt die Wartezeit mit schönen Dingen, geht ins richtige Kino, lenkt euch ab, genießt viel ZeIT mit euren Lieben! Dieser blöde Herr Krebs kann unser Haus zum Einsturz bringen, es kann aber auch schon morgen ein Auto sein was uns überfährt oder ein kranker Terrorist, der meint sich in der nähe vom mir in die Luft sprengen zu müssen.
Ich bin auch nicht immer nur stark! Manchmal bin auch ich nahe am Wasser gebaut. Dann lasse ich es raus, egal wo ich grade bin. Man muss und kann aus jeder Situation das Beste drauß machen, man muss es nur wollen!
Z.Zt. fahre ich wieder Taxi auf Kosten der Krankenkasse und befinde mich schon wieder in Kampdstellung. Herr Krebs hat mich schon wieder besucht! Er hat die Meta in der Schulterkugel aktiviert, die im Kreuzbein und Lendenwirbel wachsen lassen und mir eine neue Mietnomade im Rippenbereich rein gesetzt. Also packen ich mich wieder auf den Grill! Drei Stellen werden gleichzeitig behandelt. Auch das ist wieder kein Spaziergang, aber ich habe ja Zeit und werde auch diese Runde mit Herrn Keys auskämpfen. Zum Arbeiten hab ich leider keine Zeit mehr, dafür hält mein Untermieter und seine Bekannten mich in Trab. Es ist nicht nur heute ein Tag des Glücks! Jeder Tag den wir leben dürfen ist ein Glückstag und wir sollten ihn wertschätzen und dankbar sein!
Ich hoffe, ich konnte auch der Einen oder Anderen Mut machen! Es lohnt sich immer zu kämpfen! Ich drück euch!