Hallo Ihr Lieben,
vor meiner Brustkrebserkrankung war ich ein rationaler Kopfmensch, immer sehr gefasst.
Doch in letzter Zeit steigen mir immer öfter Tränen in die Augen in den ungewöhnlichsten Situationen? Meistens mache ich gerade ganz was Banales wie Gartenarbeit oder ich bin spazieren in einem nahegelegenen Biotop. Ich denke z.B. gerade: „wie schön die wilden Blumen blühen” oder „herrlich, dass ich endlich wieder Gartenarbeit machen kann” und schon steigen die Tränen hoch. Es fühlt sich total seltsam an. Ist auch nur kurz, aber die Augen werden nass. Ich fühle mich in solchen Momenten meistens gerade sehr frei und wohl. Meine Schwägerin (vor 2 Jahren an Brustkrebs erkrankt) meint, es sei ein Heilungsprozess der Seele. Eine schöne Sichtweise finde ich. Daran denke ich nun, wenn es wieder passiert und es gibt mir viel Kraft. Die brauche ich! Leider habe ich diese herrlichen Momente nicht sehr oft!
Immer wieder bricht die Angst durch und lähmt mich regelrecht. Dann verkrieche ich mich wieder zuhause auf meine Couch, trotz Sonnenschein und herrlichem Wetter! Niemand kann mich dann aufmuntern. Auch Tränen der Trauer steigen immer wieder ganz plötzlich hoch. Sei es beim Ausziehen vor dem Spiegel, wenn ein kurzer Blick so ganz nebenbei die Narben auf der Brust streift oder wenn mein linker Arm nach 8 Stunden Arbeit schmerzt und ich total erledigt bin. Dann holt mich die Realität wieder ein. Gehört das auch zum Heilungsprozess, dass ich dann weinen muß?
Alles ist so anders als vorher. Alles fühlt sich so unwirklich an. Manchmal fühle ich mich wie in einer Art Warteschleife. Aber auf was warte ich? Was soll denn kommen? Wie soll das aussehen? Seltsam… Als ob ich irgendwann durchgestellt werde und es ist alles wie vorher.
Heute ist leider kein so guter Tag. Meine Couch lässt mich nicht los und ich bin sehr nachdenklich und wieder mal am Grübeln und am Gedanken sortieren. Die mussten jetzt irgendwie raus aus dem Kopf.
Nachdenkliche Grüße,
Viva