Guten Morgen liebe L.S., liebe Dias
ich bin schon jahre- um nicht zu sagen jahrzehntelang zum jährlichen Brustultraschall gegangen und seit meinem 40. Lebensjahr, in dem meine Mutter an Brustkrebs erkrankt war, alle zwei Jahre zur Mammographie. 2015 wurde im Mammographiescreening Mikrokalk entdeckt. Unverdächtig, weil nur kleine weit auseinander liegende Sprengsel. In der Kontrollaufnahme ein halbes Jahr später waren sie gar nicht mehr zu sehen. Beim nächsten Screening 2017 war dann ein dicker Klatschen Mikrokalk zu sehen, bei dem sich schon der Radiologe sicher war, dass es sich um etwas Bösartiges handelte. Gleich nach der Aufnahme wurde im Screening-Zentrum eine Vakuumbiopsie gemacht. 3 Tage später lag die Histologie vor. Im Ultraschall hat man von alldem nichts gesehen. Ertastbar war es auch nicht. Ich habe nichts davon gespürt.
In der anderen Brust habe ich seit 22 Jahren ein Fibroadenom. Das hat die von Dir beschriebenen prämenstruellen Beschwerden verursacht. Es ist mit Flüssigkeit gefüllt und veränderte zyklusbedingt seine Größe. Vor zwei Jahren hatte der Radiologe den Verdacht, es könne zu einem muzinösen Karzinom mutiert sein. Es wurde eine Stanzbiopsie gemacht, die aber zum Glück den alten Befund - gutartiges Fibroadenom - bestätigte. Wenn der Arzt mit dem Ultraschallkopf darüber fährt, verspüre ich einen stechenden Schmerz. Ansonsten merke ich es nicht. Ich bin jetzt jenseits der Menopause. Es verändert seine Größe (ca. 1 cm) bis jetzt nicht. Über die Jahre war ich bei mehreren Ärzten. Eine Entfernung hielt bisher keiner für erforderlich.
Liebe Dias:
Der Focus veröffentlich jährlich ein Ranking der 10 besten Brustzentren. Meines ist nicht darunter und m. W. auch keines aus Leipzig. Wesentliches Kriterium für das Ranking ist die Zahl der Brust-OPs. Im kleinen Saarland hat da kein Zentrum die Chance, in die Bundesliga der Brustzentren aufzusteigen. Ich halte von diesen Rankings nicht übermäßig viel. Ich habe mich auf das Urteilsvermögen meiner Gynäkologin verlassen, die aufgrund 25jähriger Praxiszeit alle Chefärzte im Saarland kannte und mir diesen wärmstens empfohlen hat. Ich war seit ihrer Niederlassung bei ihr in Behandlung. Ich selbst (Privatpatientin) kannte den Chefarzt auch schon auf Grund einer ambulanten OP an der Gebärmutter. Die Chemie zwischen uns stimmte. Er ist ein sehr empathischer Arzt, der hohe Ansprüche an sich selbst und sein Personal stellt. Er hat täglich - auch am Sonntag - Visite gemacht und auch den Verbandwechsel nicht delegiert. Er entlässt Patientinnen erst, wenn die Drainagen entfernt werden können. Ich hatte keine Hämatome in der Brust, kein Serom, eine dünne Narbe wie "von der Rose gekratzt" (O-Ton meiner Gyn). Werde überall, wo ich mich entblättern muss, gefragt, wer mich operiert hat. Ich habe auch keine Zweitmeinung eingeholt. Ich habe selbst recherchiert und meine Fragen dann zunächst meiner Gyn gestellt. Zu den für mich zweifelhaften Punkten - Risiko des Erhalts der Brustwarze und Sinnhaftigkeit der Wächterlymphknotenbiopsie - hat sie dann die Meinung eines Münchner Spezialisten eingeholt. Ein Risiko für ein Rezidiv aufgrund des Erhalts der Brustwarze besteht wegen des äußerst geringen Sicherheitsabstandes zum MAK. Die S3-Leitlinie und das Konsensus-Papier St. Gallen enthielten seinerzeit zu der Frage des Sicherheitsabstandes bei Mastektomie anders als zur brusterhaltenden Therapie keine klare Aussage (da laut Auskunft des Krebsinformationsdienstes dazu verschiedene Meinungen vertreten wurden, vielleicht auch noch werden). Die Wächterlymphknotenbiopsie hat sich im Nachhinein als überflüssig dargestellt, denn eine Mikroinvasion ist in der Histologie der entnommenen Brustdrüse nicht festgestellt worden. Damit besteht ein ca. 6%iges Risiko für die Entwicklung eines Lymphödems im Arm. Macht man sie allerdings nicht und wird dann in der Brustdrüse ein Mini-Tumor gefunden, kann der Wächterlymphknoten nicht mehr eindeutig identifiziert werden. Dann werden mehrere Lymphknoten entnommen, was das Risiko eines Armlymphödems deutlich erhöht. Hinterher ist man halt immer schlauer oder "Hätte, hätte, Fahrradkette".
Ein schönes Wochenende
Lavara18