Liebe Fraubaer,
wie du bin auch ich Ingenieurin, in der Großindustrie beschäftigt und seit rund drei Jahrzehnten als Führungskraft tätig.
Meine Diagnose liegt nunmehr gut zwei Jahre zurück.
Meine Gesamterstbehandlung – die ich eigentlich problemlos durchlaufen habe – hat nahezu exakt ein ganzes Jahr in Anspruch genommen: vom 12. Dezember des einen Jahres zum 3. Dezember des Folgejahres.
Hatte Chemo, brusterhaltende Operation, Bestrahlung, Anschlussheilbehandlung.
Während ganz vieler Phasen hätte ich eigentlich locker arbeiten können. Habe ich nicht getan – weil es auch einfach nicht berechenbar gewesen wäre. Ich hätte dem Unternehmen nichts genutzt, wenn ich immer mal wieder wochenweise gearbeitet hätte, dann aber doch wieder für eine Woche oder auch länger hätte aussteigen müssen.
Es war das Jahr vor Corona und somit ein Jahr noch großer Freiheiten. Ich persönlich nenne es mein Sabbatical mit Erschwerniszulage – und das umschreibt die Situation und meine Seelenlage schon ziemlich präzise.
Ich hatte seit dem Ende meiner Schulzeit nie mehr wieder so viel Freiraum und Musse für mich – und ich habe das genossen, trotz der Erkrankung.
Mein Wieder-Einstieg fiel nahezu mit Corona zusammen - daher hat mich der werksärztliche Dienst seit März vergangenen Jahres ins Home-Office verbannt.
100 % Home-Office über viele Monate hinweg: es ist schon schwierig, die Führungsrolle wieder wahrzunehmen und es ist auch schwierig, motiviert zu bleiben. Doch ich stehe altersmäßig kurz vor meiner Rente und das mag bei meiner Seelenlage auch eine Rolle spielen.
Finanziell war ich in dem gesamten Behandlungsjahr durch mein Unternehmen unglaublich gut abgesichert; ich mag gar nicht laut sagen, wie viel Geld ich erhalten habe, obwohl ich nicht einen Tag tätig war. Finanzielle Sorgen blieben mir jedenfalls vollständig erspart.
Auch ansonsten haben sich mein Unternehmen und meine Führungskraft äußerst fair und kooperativ verhalten.
Wenn mir der Sinn danach stünde, könnte ich wieder vollumfänglich und ohne Abstriche in der vorherigen Verantwortung arbeiten, und wenn mir der Sinn danach stünde, könnte ich wahrscheinlich auch noch einen nächsten Karriere Schritt anstreben (ein Kollege, der zeitgleich mit mir schwer an Krebs erkrankt war, hat diesen Schritt nun erfolgreich getan).
Zusammenfassend lässt mich für mich sagen, dass ich keinerlei berufliche Nachteile durch meine Krebserkrankung erlitten habe.
Wenn du noch mehr wissen möchtest oder dich austauschen möchtest, schreibe einfach eine PN.
Ich wünsche dir alles alles Gute, zunächst für eine erfolgreiche Behandlung und zugleich für eine erfolgreiche Zukunft in deinem Unternehmen!