Hallo ihr Lieben!
Ich bin ja nicht mehr wirklich aktiv hier im Forum, da ich selber glücklicherweise nach meiner BK-Diagnose im Juli 2019 noch immer krebsfrei bin, Ich möchte euch aber trotzdem von etwas berichten, was mich letztes Jahr betroffen hat und was eben auch mit diesem miesen Schalentier zu tun hat… und vielleicht kann der eine oder andere daraus einen Nutzen ziehen.
Zur Vorgeschichte: bei meiner Mutter wurde im vergangenen Sommer Eierstockkrebs mit Metastasen diagnostiziert. Meine Mutter war zu dem Zeitpunkt 83 Jahre alt und hat sich ganz bewusst gegen eine Chemo entschieden. Die Ärzte standen da voll hinter ihr, es war klar, dass diese Chemo nicht mehr langfristig etwas bringen würde, vielleicht noch ein paar Monate länger, aber mehr auch nicht. Meine Schwester und ich (als ihre nächsten Angehörigen) haben ihre Entscheidung auch voll akzeptiert. Sie sollte lieber die Zeit, die ihr noch bleibt, genießen und sich nicht mit NW einer Chemo plagen müssen! In diesem Alter ist die Lebensqualität doch viel wichtiger, als die Quantität!
Ich kürze ein wenig ab: sie hatte eine größere OP und war dann 4 Wochen im KKH. Und dann ging es darum, wie sie weiter gepflegt wird… ich hätte sie gerne nach Hause geholt, konnte es aber nicht, da ich voll berufstätig bin. Mutti wollte das auch nie, sie bekam die Prognose „max. noch 6 Monate“ und damit war klar, dass sie in ein Hospiz gehen kann. Und das wollte sie von Anfang an! Sie wollte auf keinen Fall in ein normales Pflegeheim, davor hat es ihr immer gegraust! Hospiz ging für sie klar, sie wusste ja, wie es um sie steht.
Für mich, die sich immer um alles gekümmert hat, war es erst total schwer, mich ihrem Wunsch zu fügen. Für mich war das so endgültig…die Ärzte hatten ihre Lebenserwartung von max. 6 Monaten bestätigt, somit war es klar, dass ich Mutti nicht mehr allzu lange haben werde…es war echt schwer!
Nun, sie ist dort im August 2022 eingezogen und ich war von Anfang an von dieser schönen und liebevollen Atmosphäre im Hospiz begeistert! Und Mutti war es auch, sie hat sich dort wirklich sehr wohl gefühlt! Die Mitarbeiter dort sind unglaublich lieb und man mag es nicht glauben, aber im Hospiz tobt das Leben! Natürlich haben nicht alle Gäste das Glück, das noch erfahren zu können, aber es gibt glücklicherweise doch einige, die dort noch eine schöne Zeit verbringen dürfen!
Ich erinnere mich so gerne an die Abende zurück, an denen für eine gemeinsames Essen mit den ganzen Angehörigen gekocht wurde. Das waren sooooo lustige Abende, es wurde ganz viel gelacht und es war einfach schön! Und lecker war es auch! Und da war es auch völlig ok, wenn ich meinen Großneffen (Muttis Urenkel) auf ihren Rollator gesetzt habe, und mit ihm durch das Hospiz gerannt bin! Da hieß es nie „bitte etwas leise sein“, nein, da haben sich alle amüsiert, wie der kleine Kerl diese Rennen genossen hat!
Mutti bekam dort so eine gute Pflege, sie bekam einfach alles, was ihr gut getan hat! Und sie hat irgendwann selber gesagt, dass sie ihren Aufenthalt im Hospiz einfach nur genießt!
Ja, ich denke, dass Mutti tatsächlich die schönsten 5 Monate dort hatte, die sie in den letzten 15 Jahren hatte! Sie war zuhause sozial kaum noch aktiv, sie saß meistens unten alleine in ihrer Wohnung und hat einfach NICHTS unternommen. Im Hospiz ist sie nochmal aufgeblüht, wir waren viel unterwegs und sie hat auch mit den Ehrenamtlichen was unternommen. Sie war offensichtlich glücklich an diesem Ort…
Und das ist es, was ich euch mit diesem Beitrag sagen will: ein Hospiz ist kein „Siechenheim“ (so hat es meine alte Tante genannt, die vor mehr als 10 Jahren im Hospiz gerade mal zwei Nächte verbracht hat…), ein Hospiz ist ein wunderbarer Ort, wenn man weiß, dass die Lebenszeit begrenzt ist und die Angehörigen nicht 24/7 für einen da sein können, da sie vielleicht arbeiten gehen müssen. Ich habe ganz schnell gemerkt, dass Mutti da gut aufgehoben war und ich ihr diese wunderbare Pflege nie hätte geben können! Ich war entspannt und Mutti war es auch! Wir hatten eine wunderbare Quality-Time, wir konnten die letzten Monate einfach zusammen genießen!
Und auch ihr Tod, der ja leider unausweichlich war, wurde so schön von den Hospiz-Mitarbeitern begleitet. wir haben Mutti bis (fast) zum Ende begleitet, und auch in dieser Phase standen uns die Mitarbeiter zur Seite. Uns wurde gezeigt, wie wir ihre Lippen befeuchten, uns wurde alles erklärt, was uns erschreckt hat…letztendlich war es ein ganz wunderbarer Abschied, wir Angehörigen wurden nicht eine Sekunde alleine gelassen….und Mutti auch nicht.
Am 10.01.2023 ist Mutti eingeschlafen und sie fehlt mir unfassbar doll! Aber ich bin so froh, dass sie diese Zeit im Hospiz hatte, die hat ihr und auch uns alles sehr viel leichter gemacht! Und ich vermisse auch tatsächlich die Hospiz-Mitarbeiter, wir sind irgendwie zu einer kleinen Familie geworden. Ich mochte die Menschen dort sooooo gerne, die waren einfach lieb und wunderbar!
LG Gonzi